Mittwoch, 09. April 2025, Schongauer Nachrichten / Schongauer Nachrichten
Fotobeweis: Känguru hat überlebt
VON CHRISTOPH PETERS

Prem – Eigentlich wollte Andreas Reich das schöne Wetter am vergangenen Samstag nutzen, um am Premer Moorlehrpfad Vögel zu fotografieren. „Ich hab‘ mir ein neues Objektiv gekauft, das ich ausprobieren wollte“, erzählt der Hobby-Fotograf aus Altenstadt, der seit Jahren leidenschaftlich mit seiner Kamera nach den besten Tiermotiven Ausschau hält und für seine gelungenen Schnappschüsse im Schongauer Land bekannt ist.
Doch was er diesmal vor die Linse bekommen sollte, damit hatte Reich nicht gerechnet. Als der Altenstadter einen Trampelpfad entlang läuft, hüpft vor ihm plötzlich ein leibhaftiges Känguru durchs Gebüsch. „Das ging so schnell, dass ich es gar nicht fotografieren konnte“, erzählt Reich. Doch nachdem er seine Überraschung überwunden hat, folgt der Altenstadter dem ungewöhnlichen Zeitgenossen. Weit muss er nicht gehen, denn das Känguru bleibt auf einer Böschung stehen und sieht den Altenstadter neugierig an.
Der nutzt die einmalige Gelegenheit und drückt auf den Auslöser, hält die Begegnung mit der Kamera fest. Wenig später sei das Känguru seelenruhig weiter gehüpft, so Reich, der sein Fotografen-Glück kaum fassen kann. „Das ist wie ein Sechser im Lotto.“
Reichs Foto ist gleichzeitig der Beweis, dass sich das vor fast genau einem Jahr entlaufene Wallaby augenscheinlich bester Gesundheit erfreut. Ausgebüxt war es damals vom Saliterhof in Kurzenried, gemeinsam mit einem Artgenossen, für den die Flucht allerdings tragisch endete. Das Känguru starb bei einer Kollision mit einem Auto auf der Bundesstraße 472.
Immer wieder Sichtungen
Das andere Tier dagegen schlug sich erfolgreich bis nach Prem durch, wo sich die Nachricht vom Neuankömmling nach entsprechenden Sichtungen schnell im Dorf verbreitete. Dr. Hubertus Krefft von der Steingadener Tierarztpraxis Kellerberg bemühte sich damals, das Tier einzufangen. Doch sämtliche Versuche, dem scheuen Wallaby nahe genug für eine Betäubung zu kommen, schlugen fehl.
Weitere Bemühungen, dem Tier habhaft zu werden, habe es seitdem nicht gegeben, sagt Krefft im Gespräch mit der Heimatzeitung. Zwar habe er in den vergangenen Monaten immer wieder Bilder zugeschickt und Anrufe bekommen von Bürgern, die das Wallaby gesehen hatten. Doch das Känguru sei nicht standorttreu, sondern streife in einem relativ großen Gebiet umher, was eine gezielte Suche schwierig mache, erklärt er. Dass das Tier den Winter so gut überlebt habe, ist für den Tierarzt durchaus eine Überraschung. „Allerdings bin ich kein Känguru-Experte.“
Auch wenn Wallabys grundsätzlich in Australien zuhause seien, könnten sie auch in europäischen Gehegen über die kalte Jahreszeit gehalten werden, teilt indes das Veterinäramt im Landratsamt auf Anfrage mit. Denn die Tiere seien an die verschiedenen klimatischen Bedingungen in ihrem Heimatland angepasst, die von tropischen bis gemäßigten Zonen reichen würden. Als Pflanzenfresser ernähren sich die Kängurus hauptsächlich von Gras, Kräutern, Blättern, Rinden und Wurzeln. „Das findet sich auch in unseren Wäldern.“
Konsequenzen haben die Besitzer des Tiers im Übrigen nicht zu fürchten. Wallabys unterliegen laut Naturschutzbehörde nicht dem Artenschutz und sind damit auch nicht anzeigepflichtig. Die Tierhaltung sei dem Veterinäramt bekannt und sei in der Vergangenheit tierschutzrechtlich nicht zu beanstanden gewesen, so das Landratsamt.
Und auch dem Känguru selbst droht erstmal keine Gefahr. Weil es sich um kein jagdbares Wild im Sinne des Gesetzes handle, dürfe es nicht geschossen werden, macht die Behörde klar. „Und da es keine Gefährdung für andere Arten oder Menschen darstellt, besteht auch kein Grund dazu.“ Schnappschüsse wie jener von Andreas Reich ausgenommen.